Ernüchterndes Resumee zum diesjährigen Stadtradeln
Die Teilnehmendenzahlen und die erreichte Kilometerleistung sind in Duisburg rückläufig. Auch das Interesse bei den Ratsmitgliedern ist weiterhin gering.
In Duisburg haben sich 1915 aktiv Radelnde in 140 aktive Teams auf den Fahrradsattel geschwungen und haben knapp 392 000 km per Rad zurückgelegt. Die Spitzenteams sind das „Offene Team“ mit 25 634 km, gefolgt vom ADFC mit 21 125 km. Auf Platz drei steht mit der Lise-Meitner-Gesamtschule schon die erste Schule - wir gratulieren herzlich. Sie waren auch das Team mit den meisten Teilnehmer:innen und den meisten Fahrten. Auch die Teams der Stadtwerke, der Wirtschaftsbetriebe, der Helios Kliniken und der Polizei waren weit vorne vertreten. 392 000 km hört sich zwar nach viel an, aber bei über einer halben Million Einwohner:innen ist das deutlich weniger als 1 km pro Nase. Damit liegt Duisburg als zwölftgrößte Stadt des Landes nur auf Rang 179 in der Gesamtleistung.
Was sagt uns das?
Dass Radfahren in unserer Stadt noch sehr ausbaufähig ist. Denn wenn man die gesammelten Kilometer zu den Einwohner:innen in Relation setzt, liegen wir mit 0,77 km/Einwohner:in bundesweit auf Rang 2606 (von 2875 Kommunen und Kreisen)! Die Anzahl der Fahrten ist im Vergleich mit ähnlich platzierten Kommunen geringer. Dies lässt vermuten, dass eher längere Wege erfasst wurden. Doch die kurzen Pendelwege innerhalb der Stadt sind die Wege, die Autofahrten auch im Alltag problemlos ersetzen könnten.
Im Voraus haben wir bereits kritisch gegenüber der Stadt angemerkt, dass die vermeintliche CO2-Einsparung im Vergleich zu Fahrten mit dem Auto so prominent hervorgehoben wird, da diese auf regelmäßige Fahrradpendler:innen und Freizeit-Radfahrer:innen nicht unbedingt zutrifft. Viel relevanter ist, dass sich mehr Menschen in Duisburg für das Rad als Verkehrsmittel im Alltag entscheiden – und dazu soll die Kampagne des Stadtradelns ihren Teil beitragen.
Unsere Aktionen – Trotzdem gut besucht
Im Aktionszeitraum hatten wir einige Touren und Veranstaltungen im Programm. Neben unseren normalen Touren unterstützten wir die Eröffnungstour und die Tour mit dem Oberbürgermeister. Dort gab es die Möglichkeit, über das Radfahren in Duisburg ins Gespräch zu kommen. Dazu gab es zwei verkehrspolitische Radtouren, eine zu den Radverbindungen in Wedau und rund um den Sportpark. Bei der zweiten Tour stellten wir unsere Vorschläge für neue Radverbindungen durch Hochfeld vor.
Erstmals boten wir einen sogenannten „Night-Ride“, eine Radtour in die Nacht hinein. Wir sind mit 47 Teilnehmer:innen zum beleuchteten Landschaftspark Nord gefahren.
Auch die Duisburger Radwanderung wurde von uns gemeinsam mit dem Stadtsportbund organisiert und durchgeführt, eine 59 km lange Runde bis nach Rheinberg und eine 26 km kurze Familienrunde. Und natürlich waren wir auf dem begleitenden Fahrradmarkt vertreten.
Das Ende des Stadtradeln in Duisburg fiel in die Europäische Mobilitätswoche, sodass wir die Aktion am 20. September 2024 mit dem Park(ing)-Day abschließen konnten.
Welche Schlüsse werden aus den Ergebnissen gezogen?
Die rückläufigen Ergebnisse beim Stadtradeln müssten eigentlich ein Alarmsignal für unsere Politik sein. Sie müsste sich fragen, woran das geringe Interesse an dieser Veranstaltung liegen kann. Aus Sicht des ADFC kann es nicht am allgemeinen Interesse am Thema Radfahren und Radinfrastruktur in Duisburg liegen. Vielmehr haben wir keinerlei Werbung seitens der Stadt Duisburg für dieses Event wahrgenommen. Gab es Plakate oder Flyer zum Stadtradeln? Wurde die Veranstaltung außerhalb des Mailverteilers der Mitfahrenden aus dem letzten Jahr beworben? Ähnliches ist zum Thema Radwandertag zu monieren, für die offensichtlich Plakate gedruckt wurden, die aber nirgends öffentlichkeitswirksam gesichtet wurden.
Auch der medienwirksame Boykott des BUND, der das Stadtradeln als Greenwashing seitens der Stadt kritisiert hatte, wird einen Beitrag geleistet haben. Die Menschen spüren, wie wenig wichtig der Stadt das Stadtradeln und eine Verbesserung der Radverkehrsbedingungen generell ist. Bei der Zahl von gerade einmal sieben teilnehmenden Kommunalpolitiker:innen - und das bei 102 Ratsmitgliedern und zusätzlich noch mehr Bezirksvertreter:innen – lässt sich festhalten: Das Ganze ist noch ausbaufähig. Da ist für den ADFC, dem Lobbyverband der Radfahrer:innen, noch viel zu tun: Wir werden die Stadt vor dem Hintergrund dieser ernüchternden Ergebnisse befragen, welche Schlüsse sie aus diesen zieht.