
Überdachter Eingang zum Fahrradparkhaus Strawinskylaan bei Princess Amaliaplein in Amsterdam © MrAronymous, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Interview zum Prüfantrag Fahrradgarage mit Junges Duisburg und FDP
Januar diesen Jahres hat die Fraktion Junges Duisburg und FDP einen Prüfantrag in die Bezirksvertretung Mitte eingebracht, der die Verwaltung beauftragt, die Machbarkeit einer Fahrradgarage in zentraler Innenstadtlage zu prüfen.
Wir haben uns dazu mit Marcel Witt vom Jungen Duisburg und Frank Albrecht von der FDP getroffen und uns das mal erzählen lassen.
Der Beitrag lief am 14.05.25 in unserer Radiosendung FahrRadio. Ihr könnt ihn die Sendung hier abrufen.
ADFC: Was beinhaltet denn dieser Antrag eigentlich?
Marcel Witt: Der Antrag soll eigentlich darstellen, dass wir wirklich eine Option haben müssen, dass das Fahrrad sicher abgestellt werden kann. Wir wollen jemanden haben, dass dann vielleicht eine Person oder elektronische Möglichkeiten da sind, so dass das Fahrrad sicher abgestellt werden kann. Wir hatten schon ganz zu Anfang unserer Fraktionsbündnis in der BV Mitte 2021 diesen Antrag, dass die Fahrradkneifer wegkommen, dass wir vernünftige Stangen haben, um das Fahrrad abzuschließen. Das wurde eben schon mal umgesetzt. Aber wir merken ja trotzdem noch, der Diebstahl ist weiterhin noch da. Es ist halt immer Innenstadt. Wir wollen wirklich jemanden, dass das Fahrrad wettergeschützt, gesichert steht. Und wie gesagt, die Umsetzung wollen wir von der Stadt erfahren, wie man eben das bestmögliche rausholt.
Frank Albrecht: Wir haben ja von der Verwaltung auch ein Signal bekommen, dass das ernsthaft geprüft werden soll. Sicherlich ist das auch noch zu untersuchen, das ist uns sehr wichtig. Sowas muss natürlich auch wirtschaftlich betrieben werden. Es muss auch bezahlt werden können. Und man muss auch eine ausgewogene Mischung haben, ob die Nutzer sich auch daran beteiligen, eventuell mit einem kleinen Obolus das Fahrrad sicher abzustellen. Und wir glauben auch und haben beobachtet, dass der Fahrradverkehr in der Stadt in den letzten zehn, 15 Jahren erheblich zugenommen hat. Positiverweise, weil uns ist natürlich wichtig, dass wir auch eine vernünftige Mischung der Verkehrsträger haben, und ich sowohl zu Fuß, mit dem ÖPNV, mit dem Fahrrad oder vielleicht auch mit dem Auto noch in die Stadt kommen kann. Und ein gutes Angebot kann sicherlich die meisten Menschen besser motivieren als irgendwelche Regelungen durch einen Zwang oder so, vielleicht auch das Fahrrad öfters zu benutzen, um in die Stadt zu gelangen.
ADFC: Und der Antrag ist angenommen worden. Wie geht es jetzt weiter? Mit welchem zeitlichen Horizont rechnen Sie?
Marcel Witt: Ja gut, also im besten Fall haben wir dann halt eben so zwei, drei Monate, bis unsere nächste Sitzung wieder wäre. Dann wäre schon die Möglichkeit der Verwaltung, darauf zu reagieren. Leider ist es nicht so vorherbestimmt. Also es ist wirklich so, dass die Verwaltung auch sagen kann: Ja, wir haben einen längeren Prüfweg oder wir müssen noch weitere Akteure abfragen. Wir müssen gucken, welche Flächen können genutzt werden, wem gehören diese Flächen, was kostet das alles, dann Angebote einholen. Also es kann auch leider wirklich mehrere Monate bis zu einem Jahr vielleicht dauern, bis darauf reagiert werden kann, sodass wir einen möglichen Beschluss festlegen können, dass wir das auch wirklich so etablieren wollen.
ADFC: Das junge Duisburg hatte ja im Rat letztes Jahr auch schon einen Antrag gestellt auf Fahrradgaragen, der nicht angenommen wurde seinerzeit, und wo auch die FDP noch Nein gesagt hat. Wie kommt jetzt der Sinneswandel bei Ihnen?
Frank Albrecht: Wir bilden ja in der Bezirksstadt Duisburg-Mitte eine Fraktionsgemeinschaft von Judo und FDP. Und ich würde das ein bisschen dahingehend auch erklären, dass wir in der BV Mitte sicherlich etwas näher dran sind, dass die Innenstadt der Schwerpunkt ist für unsere Arbeit auch für vernünftige Möglichkeiten, mit dem Fahrrad in die Innenstadt zu gelangen. Und jetzt an der Stelle haben wir einen sogenannten Prüfauftrag beschlossen. Das heißt, es geht nicht um eine kategorische Umsetzung, die nicht auf die Rahmenbedingungen schaut, sondern jetzt in der BV Mitte haben wir, glaube ich, ein gutes Prozedere, ein vernünftiges Verfahren, dass das von der Verwaltung zunächst geprüft wird. Und deshalb haben uns, glaube ich, auch alle Akteure zugestimmt in der Bezirksvertretung. Ich glaube, dass man da etwas näher beisammen ist und vielleicht ein bisschen, noch ein Stück weit bürgernäher ist als im Rat, der vielleicht etwas mit den größeren Problemen in Duisburg zu tun hat, sodass wir glauben, dass wir jetzt in einem guten Prozess mit der Verwaltung sind. Und vielleicht geht es ja auch ein bisschen schneller, als mein Kollege gerade aufgezeigt hat.
ADFC: Wie kann mehr Radverkehr die Innenstadt wiederbeleben?
Frank Albrecht: Ich glaube, dazu gehören nicht nur vernünftige Abstellmöglichkeiten für das Fahrrad, dazu gehören auch vernünftige Fahrradwege. Man muss ja irgendwie zur Innenstadt gelangen. Da muss man in Zukunft viel mehr machen. Damit meine ich nicht, dass man irgendwelche überkonstruierten, überkandidelten Fahrradkreuzungen aufbaut mit kleinen Ämpelchen, die, glaube ich, auch nicht so vielen etwas nützen. Sondern ich glaube, einen höheren Mehrwert habe ich dadurch, dass ich einfach klassische Fahrradwege besser ausbaue. Oder dass an Stellen, wo es funktioniert, das haben wir hier auch in Düsseldorf und Neudorf an mehreren Orten, ich auch Teile der Fahrbahn nutzen kann fürs Fahrrad. Und wenn ich vielleicht noch einen Punkt ansprechen darf, der, glaube ich, auch den ADFC immer wieder beschäftigt hat, ist die Vereinbarkeit von Bushaltestellen und Fahrradwegen. Wir erleben da ja, dass die Verwaltung der Vergangenheit Fahrradwege unterbrochen hat an Bushaltestellen, was nach unserer Auffassung zu einer höheren Unfallgefahr führt und nicht dazu, dass sich die Wartenden auf den Bus und die Fahrradfahrer irgendwie besser verstehen können.
ADFC: Aber Sie rechnen da durchaus mit einem Potenzial?
Marcel Witt: Auf jeden Fall, weil ich sage mal, auch die Gastronomie, die muss ja auch davon leben können und die muss auch, wenn wir aus unserer Sicht, ein bisschen mehr gestärkt werden. Weil wir haben halt eben die Situation in der Innenstadtlage: Man sagt immer so, die Geschäfte fallen weg, die Fachgeschäfte fallen weg. Aber diejenigen sagen ja auch, es ist sozusagen der Anreiz, der fehlt, in die Innenstadt zu kommen. Und wir denken auch, wie gesagt, wenn man das mehr belebt und auch mehr Frequenz hat, auch durch die Radfahrenden, dass man eben auch sagt, okay, dann hat man vielleicht einen Impuls, dass die Gastronomen oder auch die Geschäftsführenden dann auch sagen: Ich habe jetzt hier wieder mehr Potenzial, das ich da abschöpfen kann. Und dahin hoffen wir halt eben, dass wir auch mit Attraktivität der Innenstadtlage, durch halt eben auch, wie wir jetzt in dem Prüfantrag drin haben, die sicheren Abstellplätze, mehr Frequenz schaffen können, und dass man eben auch gerne in die Innenstadt fährt und kommt.
Frank Albrecht: Also das ist sicherlich ein ganz wichtiger Punkt für die Attraktivität der Innenstädte, dass gute Möglichkeiten, Erreichbarkeit mit dem Fahrrad dazu auch beitragen können. Wir sehen, dass ältere Menschen zunehmend auch vielleicht von Stadtrandbereichen zurück in die Innenstädte gehen, um dort Ärzte vor Ort zu haben, um Einkaufsmöglichkeiten, Kulturmöglichkeiten zu haben. Und da ist das Fahrrad sicherlich auch ein Element, wobei wir auch klar hinzufügen müssen, das Auto wird auch seinen Wert behalten. Es gibt immer noch sehr viele Menschen, die aufs Auto angewiesen sind, die vielleicht nicht mehr so mobil sind, die vielleicht Dinge transportieren müssen. Und deshalb wollen wir, das ist uns ganz wichtig, das auch nicht gegeneinander ausspielen, sondern wir brauchen intelligente Mischungen der Verkehrssysteme. Dazu gehört auch, das ist ein ganz wichtiger Punkt, ein guter, attraktiver ÖPNV, sicherlich auch ein Stichwort für die Bekämpfung des Klimawandels. Sicherlich auch ein Punkt, den wir eben ja kurz angesprochen haben: Haltestellen des ÖPNV mit der Mischung der Verkehrsträger. Wenn ich hier an die Mülheimer Straße denke, Haltestelle der 901 an der Schweizer Straße, wo ich als Nutzer des ÖPNV sofort auf die Fahrbahn trete, da in Konflikt mit Fahrradfahrern, Autos gerate. Das kann man heute natürlich alles besser machen. Und ein Punkt ist noch wichtig, glaube ich, was den Radverkehr angeht. Auch Radfahrer verhalten sich nicht immer nach den Regeln. Und wir glauben auch, dass man da auch die Verkehrsteilnehmer besser miteinander harmonisieren muss. Und dazu gehört auch, dass Radfahrer sich vielleicht noch ein Stückchen weiter als früher an die Regeln halten und auf andere Verkehrsteilnehmer auch Rücksicht nehmen.
ADFC: Welche weiteren Initiativen haben Ihre Parteien, das Junge Duisburg und die FDP zurzeit vor, um den Radverkehr zu stärken?
Frank Albrecht: Es ist sicherlich ein wichtiges Thema, noch auf Qualität der Radwege zu schauen. In Duisburg gibt es da, glaube ich, sehr unterschiedliche Qualitäten. Es gibt zum einen neu hergerichtete Radwege, aber es gibt natürlich viele Bereiche, da habe ich als Fahrradfahrer zu erwarten, dass ich durch Schlaglöcher fahren muss, dass ich über Kanten fahren muss, sodass ich fast schon Gefahren für Leib und Leben und für mein Fahrrad heraufbeschwöre. Das veranlasst viele Fahrradfahrer, auf die Fahrbahn auszuweichen. Und ich glaube, die Sicherheit und die gute Qualität und der gute Zustand von Fahrradwegen werden für uns auch ein wichtiges Zukunftsthema sein.
Marcel Witt: Wir wollen halt auch, dass die Stadt endlich mal ein Radwegenetz etabliert, dass man wirklich rangeht, wie soll man mit dem Rad durch die Stadt Duisburg kommen? Wirklich auch stadtweit. Wir haben sonst die Situation, dass man einzelne Straßen als Fahrradstraße umwidmen möchte, wo wir aber auch sagen, es ist zwar eine Möglichkeit, aber vielmals ist es eben nicht diese glückliche Lösung, die wir gerne haben wollen, um halt wirklich auch für Radfahrende, für Pkw-Fahrende und auch eben ÖPNV wirklich die Lösung zu haben. Da wollen wir wirklich schauen, dass da ein Plan herkommt, das wollen wir von der Stadt noch einfordern: dass halt wirklich neu gedacht wird, dass man in den nächsten zehn, 15 Jahren vielleicht mal auch einen anderen Weg gehen kann, sodass man auch in Zukunft hinsieht, dass halt jeder Verkehrsteilnehmende wirklich die Möglichkeit sieht und sagt: ja, da gehe ich mit, da freue ich mich drauf. 60 Jahre lang wurde halt immer nur quasi der Pkw-Verkehr reguliert und wurden die Straßen dementsprechend gebaut und Fuß- und Radwege waren quasi so das Beigeschäft, das man irgendwie noch mit hinzugefügt hat. Die Radwege, die zurzeit auf den Bürgersteigen sind, sind in einem sehr, sehr schlechten Zustand oder auch durch die Baumwurzeln auch schon stark beschädigt. Deswegen macht man den einfachen Schritt und sagt sich: Ja, ich verlege das auf die Straße, weil die ist ja fast immer intakt gehalten worden. Und da habe ich halt eben schnelle Möglichkeiten, eine Fahrbahnmarkierung zu machen und setze aber die Gefahr: Radfahrende und Pkw-Fahrende kommen in die Koalition. Und das wollen wir eigentlich verhindern. Wir erleben es ja immer wieder: Auch die Pkw fahren zu schnell vorbei oder nehmen die Spur einfach so mit und dann ist man als Radfahrender nicht geschützt.
Das Interview führte Christian Engelking.