
Parteienbefragung '25: Mobilitätskonzept für Duisburg (vollständige Antworten)
Wir wollten wissen, wie Duisburger Parteien zum "Abschlussbericht Mobilitätskonzept" der Stadt Duisburg stehen, welche Maßnahmen sie prioritär umsetzen wollen und in welchem Zeitraum ein durchgehendes Radverkehrsnetz geschaffen werden kann.
4. Wie bewerten Sie insgesamt den Abschlussbericht Mobilitätskonzept der Stadt Duisburg?
CDU
Der Abschlussbericht des Duisburger Mobilitätskonzepts zeigt, dass sich die Stadt aktiv mit den Herausforderungen der Mobilität auseinandersetzt und gewillt ist, Lösungen zu entwickeln, die sowohl den Bedürfnissen der Bevölkerung als auch den Anforderungen an eine nachhaltige Stadtentwicklung gerecht werden. Die Ansätze zur Förderung des ÖPNV, zur Schaffung eines durchgehenden Radwegenetzes und zur Steigerung der Fußgängerfreundlichkeit sind zu begrüßen, müssen aber auch stets mit den finanziellen Ressourcen der Stadt vereinbar sein.
Grüne
Im Prozess zum Mobilitätskonzept wurde ein zukunftsorientiertes, ambitioniertes Zielsystem entwickelt. Der Abschlussbericht enthält eine ehrliche Analyse der Mobilität in Duisburg und viele gute Maßnahmenvorschläge in Steckbrief-Form. Mit Umsetzung der Maßnahmen kann der derzeit noch stark vom privaten PKW geprägte Verkehr hin zu mehr Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Klimaschutz verändert werden. Bislang gibt es nur den Abschlussbericht, es fehlt die Planung, wann welche Maßnahmen umgesetzt werden sollen. Damit hat der Bericht bisher kaum eine konkrete, praktische Bedeutung.
Junges Duisburg
Das Mobilitätskonzept enthält viele sinnvolle Ansätze, jedoch fehlt es an konkreten Zeitplänen und Finanzierungszusagen. Die Umsetzung muss schneller vorangehen und darf nicht nur auf dem Papier existieren.
Linke
Wir hätten uns gewünscht, dass die externen Planungsbüros -wie ursprünglich vorgesehen- nicht nur einen Abschlussbericht, sondern das neuen Mobilitätskonzept erarbeitet hätten. Die Ansätze in diesem Bericht sind fast durchgängig gut und eine Umsetzung würde von uns begrüßt. Wir befürchten allerdings, dass die nun beauftragte Verwaltung und die heutige Mehrheitspolitik die Inhalte des Abschlussberichts deutlich zugunsten des Status Quo mit der einseitigen Bevorzugung des MIV weichspülen wird.
SPD
Wir bewerten den Abschlussbericht zum Mobilitätskonzept positiv – er zeigt die Potentiale Duisburgs auf und bietet somit eine fundierte Grundlage, um die Mobilität in unserer Stadt zukunftsfähig zu gestalten.
Wir haben im Rat beschlossen, dass die Verwaltung auf Basis dieses Berichts zeitnah eine konkrete Handlungsstrategie erarbeiten und den politischen Mandatsträgerinnen und Mandatsträgern zur Entscheidung vorlegen soll.
Außerdem ist vorgesehen, dass die Verwaltung jährlich über den Sachstand berichtet – damit eine transparente und nachvollziehbare Umsetzung gewährleistet ist.
Volt
Volt Duisburg begrüßt grundsätzlich den Abschlussbericht des Mobilitätskonzepts als wichtigen Schritt in die richtige Richtung. Die umfassende Analyse und der integrierte Ansatz zeigen, dass die Stadt die Notwendigkeit einer Verkehrswende erkannt hat. Besonders positiv bewerten wir, dass die Förderung des Umweltverbunds (ÖPNV, Rad- und Fußverkehr) und die Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs als zentrale Handlungsfelder benannt werden.
Übereinstimmungen mit dem Volt-Programm finden wir in mehreren Bereichen:
- Die im Bericht vorgesehene Stärkung des Radverkehrs, insbesondere der Ausbau eines durchgängigen Radwegenetzes, deckt sich mit unserer Forderung nach einer fahrradfreundlichen Stadt. Wir unterstützen das bereits vorhandene Veloroutenkonzept und setzen uns für eine zügige Umsetzung ein.
- Die Förderung des ÖPNV, der Ausbau von Taktfrequenzen und die verbesserte interkommunale Vernetzung sind zentrale Punkte im Volt-Programm und werden auch im Mobilitätskonzept benannt.
- Ebenso wichtig sind für uns – wie auch im Konzept erwähnt – sichere und attraktive Fußwege sowie die Förderung der Nahmobilität.
Allerdings sehen wir auch einige Punkte kritisch, die der VCD Duisburg und der ADFC zurecht immer wieder betonen und die wir teilen:
- Es fehlt eine klare und ambitionierte Zeitschiene für die Umsetzung vieler Maßnahmen. Ohne verbindliche Zeitpläne drohen die guten Absichten im Papier stecken zu bleiben.
- Auch konkrete Budgets und Umsetzungsprioritäten sind im Mobilitätskonzept nicht ausreichend definiert. Hier wünschen wir uns mehr Verbindlichkeit und Transparenz.
- Wie der VCD fordern auch wir eine stärkere Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs durch gezielte Push-Maßnahmen (z. B. Parkraumbewirtschaftung, Verkehrsberuhigung) und nicht nur durch Pull- Maßnahmen für den Umweltverbund.
Wir vermissen im Konzept zudem eine mutigere Vision, wie Duisburg sich als klimafreundliche Mobilitätsstadt positionieren kann. Städte wie Kopenhagen, Amsterdam oder Freiburg zeigen, dass eine echte Mobilitätswende nicht nur technisches Infrastrukturmanagement ist, sondern auch kulturellen Wandel und Vorbildfunktion braucht.
Fazit:
Das Mobilitätskonzept ist eine solide Grundlage, die aber mutiger und verbindlicher werden muss. Volt wird sich daher dafür einsetzen, dass die im Konzept vorgeschlagenen Maßnahmen priorisiert, mit einem realistischen Zeitplan versehen und mit ausreichenden Mitteln ausgestattet werden. Die Einwohner*innen müssen regelmäßig über Fortschritte informiert werden. Unser Ziel ist es, dass Duisburg nicht nur von einem „Modal Split 25-25- 25-25“ spricht, sondern ihn spätestens zur IGA 2027 in Teilen erlebbar macht.
5. Welche der dort aufgeführten Maßnahmen werden Sie als Priorität kurzfristig und mit dem entsprechenden Budget umsetzen?
CDU
Auf Grundlage des Abschlussberichts zum Mobilitätskonzept der Stadt Duisburg halten wir folgende Maßnahmen für kostengünstig und zeitnah umsetzbar:
- Überplanung des bestehenden Vorbehalts- und Rettungswegenetz
- Weiterentwicklung der LKW-Vorrangrouten
- Definition eines Radverkehrsnetzes
- Intensiveres Kommunizieren und Überwachen von Verkehrsregeln
- Definition von Qualitätsstandards für das Radverkehrsnetz
- Definition von Qualitätsstandards für den Fußverkehr
- Beschleunigung des ÖPNV
- Optimierung der Wegweisung u.a. an U-Bahnhöfen
- Förderung der regionalen Zusammenarbeit
- und letztlich eine regelmäßige Evaluation der Fortschritte
Darüber hinaus wäre die Erhöhung der Taktzeiten von Bussen und Bahnen sowie der Ausbau des Schienen- und Linien-Netzes sicherlich wünschenswert, aber hätte auch hohe Kosten zur Folge. Daher halten wir zunächst die Optimierung der bestehenden Haltestellen für naheliegend. Barrierefreiheit, Beleuchtung, Sitzgelegenheiten, Echtzeitanzeige, Fahrradabstellmöglichkeiten und der Sicherheits- und Sauberkeitsaspekt stehen hier im Fokus. Auch die digitale Vernetzung von Haltestellen und Mobilitätsdiensten mittels App sollte vorangetrieben werden. Des Weiteren ist selbstverständlich die Infrastruktur im Bereich Rad- und Fußwege sukzessive auszubauen. Und schließlich wäre die Beteiligung der Bevölkerung und die Öffentlichkeitsarbeit beim ÖPNV in Duisburg weiter zu verbessern, um das Bewusstsein hierfür zu stärken.
Grüne
Die Entscheidung fällt nicht leicht, da praktisch alle Maßnahmen umgesetzt werden sollten. Die Bestandsanalyse zeigt die Mängel, die die bisherige Verkehrs-Politik für Duisburg ergeben hat. Folgende Maßnahmen sind besonders wichtig:
- Radverkehrsnetz definieren und umsetzen
- Lkw-Vorrangrouten weiterentwickeln und durchsetzen
- Parkraum gezielt managen,
- ÖPNV beschleunigen
- und das Evaluationskonzept umsetzen, um den Erfolg der Maßnahmen überprüfen zu können.
Junges Duisburg
Junges Duisburg setzt Priorität auf:
- Die Sanierung und den Ausbau von Radwegen.
- Verbesserungen im ÖPNV, insbesondere bei den Taktzeiten.
- Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit, insbesondere für Kinder und Radfahrer.
Linke
Leider gibt es auch vier Jahre nach Auftragsvergabe noch kein Mobilitätskonzept. Es darf aber dennoch nicht weiter auf ein fertiges Konzept gewartet werden, bis erste Maßnahmen umgesetzt werden. Erinnert sei hier an das vor über 20 Jahren entwickelte Velorouten-Konzept mit zehn Hauptrouten durch die Stadt. Davon ist bis heute nichts umgesetzt worden. Auch wenn viele größere Maßnahmen mit dem neuen Konzept abgeglichen werden sollten, kann man mit kleineren Maßnahmen bereits jetzt beginnen. So kann man unabhängig vom Gesamtkonzept schon mit der Planung von Radabstellanlagen innerhalb von Wohngebieten beginnen oder ab sofort bei allen Sanierungsmaßnahmen den Radverkehr stärker berücksichtigen.
Die Überarbeitung der verschiedenen Wegenetzte (Vorbehalts- und Rettungswegenetz, Radwegenetz und LKW-Vorrangrouten) könnte ebenfalls als ein Schritt zum Gesamtkonzept begonnen werden.
Auch eine Taktverdichtung und Verbesserungen beim ÖPNV können angegangen werden.
SPD
Die Stadt investiert verstärkt bereits in den Bus- und Bahnverkehr.
Aktuell arbeiten wir an der Verbesserung des bestehenden ÖPNV-Angebots: Neue Busse und Bahnen sollen für einen dichteren und verlässlicheren Takt sorgen. Auch das innovative On-Demand-Angebot myBUS wird kontinuierlich weiterentwickelt.
Auch die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken wie der Ratinger Weststrecke oder der Walsumbahn treiben wir aktiv voran – und sind hier bereits auf einem guten Weg.
Daneben setzen wir auf einen zügigen Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur. Wir investieren in Radwege und schaffen sichere Abstellmöglichkeiten, wie zuletzt mit Dein RadSchloss am Rumelner Bahnhof und in Huckingen. Auch wird die Umsetzung des RS 1 auf dem Duisburger Stadtgebiet durch uns voran getrieben.
Volt
Das Abschlusskonzept zum Mobilitätsplan der Stadt Duisburg stellt einen bedeutenden Schritt in Richtung einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Mobilität dar. Allerdings sind bei der Umsetzung und Aktualisierung bereits bestehender Konzepte, wie des Veloroutenkonzepts, Herausforderungen zu berücksichtigen.
Priorisierte Maßnahmen für eine kurzfristige Umsetzung:
Realisierung des Radschnellwegs Ruhr (RS1) in Duisburg:
Der RS1 ist ein zentraler Bestandteil der regionalen Radverkehrsstrategie. Die Umsetzung dieses Projekts sollte höchste Priorität haben, um eine schnelle und sichere Verbindung für Radfahrer zwischen Duisburg und anderen Städten des Ruhrgebiets zu gewährleisten. Dies erfordert die Überprüfung und gegebenenfalls Anpassung der bestehenden Planungen, um den RS1 zügig und effektiv in Duisburg zu integrieren.
Aktualisierung und Umsetzung des Veloroutenkonzepts:
Das ursprüngliche Veloroutenkonzept wurde in den Jahren 1990 bis 2000 entwickelt, jedoch wurden die geplanten Maßnahmen nicht umgesetzt. Es ist daher essenziell, dieses bereits evaluierte Konzept zu überarbeiten und an die aktuellen Bedürfnisse und Standards anzupassen. Dies beinhaltet die Identifizierung und Realisierung der wichtigsten Routen, die den Alltagsradverkehr fördern und sicherer gestalten.
Förderung des Fahrradverkehrs als Ergänzung zum ÖPNV:
Um den ÖPNV zu entlasten und die Attraktivität des Radverkehrs zu erhöhen, sollten an wichtigen Verkehrsknotenpunkten ausreichende Fahrradabstellmöglichkeiten geschaffen werden. Zudem ist die Verbesserung der Bedingungen für die Fahrradmitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln, idealerweise landesweit (NRW/VRR), anzustreben. Dies ermöglicht eine nahtlose und flexible Kombination von Fahrrad- und ÖPNV-Nutzung.
Budgetierung und Finanzierung:
Die Erstellung von Mobilitätskonzepten wird in Deutschland häufig durch Förderprogramme unterstützt. Beispielsweise übernimmt die KfW Bank bis zu 80 % der förderfähigen Kosten für die Erstellung solcher Konzepte, mit einem Höchstbetrag von 300.000 EUR pro Kommune. Zudem unterstützt das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) seit 2023 Kommunen bei der Erstellung nachhaltiger urbaner Mobilitätspläne mit Förderungen von bis zu 65 % der Kosten. Die konkreten Kosten für die Erstellung und Umsetzung eines Mobilitätskonzepts variieren je nach Umfang und spezifischen Anforderungen. Beispielsweise hat die Stadt Penzberg ein Mobilitätskonzept mit einer Förderung von 65 % der Kosten durch das BMDV in Auftrag gegeben. Es ist daher ratsam, eine detaillierte Kosten-Nutzen-Analyse durchzuführen und mögliche Fördermittel frühzeitig zu beantragen, um die finanzielle Belastung für die Stadt Duisburg zu minimieren.
Fazit:
Volt setzt sich für eine nachhaltige und integrierte Mobilität ein, die verschiedene Verkehrsträger miteinander verknüpft. Die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs und zur Verbesserung des ÖPNV-Angebots stehen im Einklang mit diesen Zielen. Zudem entsprechen sie den Forderungen des ADFC Duisburg nach einem sicheren und gut ausgebauten Radwegenetz sowie den Anliegen des VCD, der eine umweltfreundliche und effiziente Mobilität fördert. Die Aktualisierung des Veloroutenkonzepts und die Umsetzung des RS1 tragen dazu bei, die Mobilitätswende in Duisburg voranzutreiben und die Lebensqualität für alle Verkehrsteilnehmer zu erhöhen. Durch die Priorisierung dieser Maßnahmen und die Sicherstellung einer ausreichenden Finanzierung kann Duisburg einen bedeutenden Schritt in Richtung einer modernen, nachhaltigen und vernetzten Mobilität machen.
6. Im Abschlussbericht Mobilitätskonzept ist ein durchgängiges Radwegenetz für Duisburg konzipiert. Welchen Zeitrahmen sehen Sie für die konkrete Planung und ihre Umsetzung?
CDU
Bei allen Unwägbarkeiten eines derartigen Projekts würden wir von einem Zeitrahmen von mindestens 5 bis 8 Jahren ausgehen, um ein durchgängiges Radwegenetz in Duisburg zu realisieren.
Grüne
Unser Ziel ist ein durchgängiges Radwegenetz bis 2030. Dafür muss die Planung sofort starten, mit jährlichen Fortschrittskontrollen und der entsprechenden finanziellen Ausstattung. Mit uns sind für jeweils ein Halbjahr konkrete Verbesserungen im Radwegenetz geplant und spürbar. Nur dann, wenn nun kontonuierlich und sichtbar gearbeitet wird, kann en durchgânguges Netz überhaupt realisiert werden.
Junges Duisburg
Das Radwegenetz muss bis 2030 weitgehend umgesetzt sein. Eine schrittweise Realisierung mit klaren Zwischenzielen ist notwendig, wobei marode Strecken sofort saniert werden müssen.
Linke
Da es noch kein aktuelles Konzept für ein Radwegnetz gibt, ist es nur schwer möglich, hier seriös einen Zeitrahmen zu nennen. Das Radverkehrsnetz sollte aber möglichst lieber über verkehrsarme Nebenstraßen führen, wo es keiner separaten Radwege bedarf. Hier sollte ab sofort bei allen Um- und Ausbauplänen eine gute Radverkehrsführung mitgedacht werden, so etwa beim anstehenden Ausbau der Gitschiner Straße in Hochfeld, über die wir uns gut eine Radvorrangroute durch den Stadtteil vorstellen könnten. So könnten Stück für Stück erste Routen für einen sicheren und komfortablen Radverkehr entstehen.
SPD
Wir bekennen uns weiterhin ausdrücklich dazu eine durch die AGFS zertifizierte fahrradfreundliche Stadt zu sein. Aus diesem Grund begrüßen wir die Konzipierung eines potentiellen kommunalen Radnetzes für Duisburg. Hiermit ist der erste Schritt gemacht. Nun werden wir uns an die nächsten Schritte der Feinplanung und Umsetzung machen um das Netz in absehbarer Zeit "auf die Straße zu bringen".
Volt
Die Stadt Duisburg hat im Abschlussbericht ihres Mobilitätskonzepts ein durchgängiges Radwegenetz konzipiert, das maßgeblich auf dem bereits bestehenden Veloroutenkonzept basiert. Dieses Konzept sieht die Schaffung von komfortablen und sicheren Hauptverbindungen für den Radverkehr vor, die sowohl das Stadtzentrum als auch die Außenbezirke effizient miteinander verknüpfen. Ein zentrales Element dieses Netzes ist die Anbindung an den Radschnellweg Ruhr (RS1), der Duisburg mit anderen Städten im Ruhrgebiet verbindet. Der RS1 soll als überregionale Fahrradachse dienen und die Attraktivität des Radverkehrs in der Region steigern. Die Planungsvereinbarung zwischen Straßen NRW und der Stadt Duisburg für den 6,1 km langen Abschnitt auf Duisburger Stadtgebiet wurde bereits im September 2017 unterzeichnet.
Ein Blick auf andere deutsche Städte zeigt, dass eine zügige Umsetzung von Radverkehrsnetzen möglich ist. Beispielsweise hat die Stadt Berlin in den Jahren 2020 und 2021 innerhalb kurzer Zeit zahlreiche Pop-up-Radwege eingerichtet, um den Radverkehr zu fördern. Diese temporären Maßnahmen wurden später in dauerhafte Lösungen überführt. Ein weiteres Beispiel ist die Stadt Osnabrück, die innerhalb von fünf Jahren ein zusammenhängendes Radwegenetz realisiert hat. Angesichts der Internationalen Gartenausstellung (IGA) im Jahr 2027, die in Duisburg stattfinden wird, sollte die Stadt bestrebt sein, bis dahin die wichtigsten Strecken des Radwegenetzes fertigzustellen. Dieses Ziel ist ambitioniert, aber realisierbar, wenn Planung und Umsetzung konsequent vorangetrieben werden. Eine enge Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren wie dem ADFC Duisburg, der bereits ein Positionspapier mit Forderungen für ein verbindliches Radverkehrskonzept erstellt hat, kann dabei unterstützend wirken. Zusammenfassend sollte die konkrete Planung und Umsetzung des durchgängigen Radwegenetzes in Duisburg in den nächsten zwei bis drei Jahren erfolgen, sodass bis zur IGA 2027 die Hauptverbindungen fertiggestellt sind. Dies erfordert eine klare Priorisierung, ausreichende finanzielle Mittel und eine engagierte Umsetzung seitens der Stadtverwaltung gegeben falls mit Personalverstärkung.
7. Wie stehen Sie dazu, den Fuß- und Radverkehr durch eigene straßenunabhängige Querverbindungen schneller und angenehmer zu gestalten, um den Anteil des Fuß- und Radverkehrs zu erhöhen?
CDU
Wir halten die Idee, den Fuß- und Radverkehr durch eigene straßenunabhängige Querverbindungen zu fördern, für sinnvoll und notwendig. Solche Verbindungen können dazu beitragen, die Sicherheit und den Komfort für Fußgänger und Radfahrer zu verbessern.
Grüne
Wir unterstützen das ausdrücklich. Straßengebundene Wege sind oft gefährlicher oder umständlicher. Sichere Querverbindungen machen Fuß- und Radverkehr attraktiver.
Junges Duisburg
Wir befürworten eigenständige Routen für Fußgänger und Radfahrer, insbesondere durch Grünflächen und entlang stillgelegter Bahntrassen.
Linke
Das ist eine sehr gute Idee, die wir unterstützen. Dazu gibt es bereits einige gute Beispiele, wie etwa den Grünen Pfad oder die Bocksbart-Trasse. Das könnte deutlich ausgebaut werden, z.B. bei Neubaugebieten wie den Duisburger Dünen oder Sechs-Seen-Wedau. Diese Trassen müssen aber alltagstauglich ausgebaut werden, d.h. mit einer glatten, gut befestigten Oberfläche und einer möglichst intelligenten Beleuchtung.
SPD
Eigene straßenunabhängige Querverbindungen sind ein wirkungsvolles Mittel, um den Fuß- und Radverkehr schneller, sicherer und attraktiver zu gestalten. Man muss jedoch bedenken, dass solche Verbindungen aufgrund der örtlichen Gegebenheiten (z.B. beengte Platzverhältnisse) nicht an jedem Ort realisierbar sind. Deshalb setzen wir dort, wo sie nicht möglich sind, auf alternative Maßnahmen – wie die Überprüfung und Verbesserung vorhandener Querungsmöglichkeiten – um dennoch eine sichere und komfortable Infrastruktur für alle Verkehrsteilnehmenden zu schaffen.
Volt
Volt befürwortet ausdrücklich den Ausbau straßenunabhängiger Querverbindungen für den Fuß- und Radverkehr, da sie entscheidend zur Erhöhung der Sicherheit, Attraktivität und Geschwindigkeit dieser Verkehrsformen beitragen. Unser Programm sieht vor, den nicht-motorisierten Verkehr durch sichere, konfliktfreie und komfortable Wege zu fördern und somit einen echten Mobilitätswandel zu erreichen. Straßenunabhängige Verbindungen ermöglichen es insbesondere Radfahrer*innen und Fußgänger*innen, direkte, schnelle und störungsfreie Routen abseits des motorisierten Verkehrs zu nutzen. Dabei ist es wichtig, nicht nur eine Trennung von Auto- und Radverkehr, sondern auch von Rad- und Fußverkehr zu gewährleisten, um Konflikte zu vermeiden und die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden zu erhöhen. Ein Beispiel für nicht zielführende Planung in Duisburg ist der Grüne Ring. Hier ist es bedauerlich, dass Radfahrende teilweise gar nicht vorgesehen oder nur unzureichend berücksichtigt sind. Der Grüne Ring sollte dringend überarbeitet werden, sodass separate und ausreichend breite Rad- und Fußwege entstehen. Wichtig ist dabei auch die Anbindung dieser Wege an die Quell- und Zielorte des Radverkehrs wie Wohngebiete, Schulen, Arbeitsstätten und Freizeitorte durch sichere und fahrradfreundliche Zugänge.
Ein Blick in andere Städte zeigt, wie es besser gehen kann: In Amsterdam ist die Trennung der Verkehrsträger vorbildlich umgesetzt. Dort verlaufen Rad- und Fußwege nebeneinander, aber strikt getrennt, breit und gut markiert. Die Radwege sind dort nicht nur sicher, sondern auch so geplant, dass sie eine direkte und schnelle Verbindung zwischen Wohngebieten, Arbeitsplätzen und Freizeiteinrichtungen ermöglichen. Auch in Paris sind mit Hilfe von beispielhafter Bürgerbeteiligung umfassende Wegenetze für Fuß- und Radverkehr entstanden. Für Duisburg streben wir als Volt an, diesen Vorbildern zu folgen. Straßenunabhängige Querverbindungen sollen so gestaltet werden, dass sie:
- konfliktfrei nutzbar sind,
- gut beleuchtet und sicher sind,
- eine durchgängige und logische Netzstruktur bilden,
- und an alle wichtigen Punkte im Stadtgebiet und darüber hinaus (z. B. an den RS1 und regionale Radnetze) angebunden werden.
Kurzfristig sollte der Grüne Ring als eines der innerstädtischen Netze für Fuß- und Radverkehr überarbeitet werden. Bis zur IGA 2027 muss Duisburg hier mit einem guten Beispiel vorangehen und zeigen, wie sichere, schnelle und angenehme Verbindungen für den Fuß- und Radverkehr aussehen können.
8. Wie wollen Sie den Anteil der Nutzung des ÖPNV in Duisburg steigern? Welche konkreten Verbesserungsmaßnahmen, die auch kurzfristig wirken, haben Sie vor; welche haben Sie umsetzungsreif vorliegen?
CDU
Wie bereits an anderer Stelle ausgeführt, ließe sich durch Taktverdichtung und Fahrplanoptimierung (siehe Umsetzung zur Optimierung des 3. Nahverkehrsplans Duisburg) die Attraktivität des ÖPNV steigern. Möglicherweise könnte das Liniennetz auch erweitert werden. Eine Überprüfung der Tarife, mit dem Ziel einer günstigeren Preisgestaltung, könnte den ÖPNV ebenso fördern. Außerdem ist die Infrastruktur weiter auszubauen – Haltestellen zu modernisieren. Und nicht zuletzt sind Öffentlichkeitsarbeit und Marketing sowie die Rückkopplung mit der Bevölkerung zu verbessern. Bei diesen Verbesserungsmaßnahmen sind auch das Land NRW und der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) entscheidend mit von der Partie. So will das Land die Nutzung des ÖPNV bis 2030 um 60% erhöhen – VRR und Land setzen beispielsweise ein Schnellbusnetz auch in Duisburg um.
Grüne
Die Qualität des ÖPNV insgesamt muss verbessert werden, gleichzeitig muss das Angebot massiv ausgeweitet werden. Das Deutschlandticket leistet einen wichtigen Beitrag für bezahlbare Mobilität, jetzt muss das Angebot aber auch entsprechend werden. Nur wenn Menschen mit dem ÖPNV zuverlässig von A nach B kommen, können Bus und Bahn eine echte Alternative sein. Duisburg hat ein viel zu geringes Angebot an schnellen Verbindungen, und die Busse stehen oft im Stau. Der ÖPNV muss Vorrang erhalten, d.h. reservierte Busspuren und spezielle Ampelschaltungen. Ähnliches gilt für die Straßenbahn.
Junges Duisburg
Kurzfristige Maßnahmen umfassen eine bessere Taktung und eine engere Verzahnung mit alternativen Mobilitätsformen wie Sharing-Diensten. Dazu muss der ÖPNV eine Qualitätsoffensive erhalten.
Linke
Die wichtigsten Punkte im Duisburger Personen-Nahverkehr sind mehr Zuverlässigkeit im Fahrplan und eine Erhöhung der Fahrgast-Kapazität durch mehr Fahrzeuge und Fahrpersonal, damit alle Fahrgäste an den Haltestellen auch befördert werden können. Dazu müssen aber attraktivere Arbeitsbedingungen für das Personal geschaffen werden, damit sich mehr Manschen zu Bus- und Straßenbahnfahrer:innen ausbilden lassen und in diesem Beruf verbleiben. Ebenfalls wichtig und relativ kostenneutral wäre eine bessere Fahrgastinformation über App und Anzeigen oder auch Durchsagen an den Haltestellen.
SPD
Wir haben bereits gehandelt – und werden das auch weiterhin tun: Wir haben im Stadtrat beschlossen, neue Busse und Bahnen zu erwerben. Diese sind schon auf den Straßen und Gleisen unterwegs und werden dafür sorgen, dass der ÖPNV – allen voran die Straßenbahnlinien 901 und 903 – häufiger und verlässlicher fährt.
Mit myBus haben wir in Duisburg ein innovatives On-Demand-Angebot, das kontinuierlich ausgebaut wird und mittlerweile deutschlandweit als Vorbild gilt.
Des Weiteren passen wir unabhängig vom Mobilitätskonzept Bezirk für Bezirk den neuen Nahverkehrsplan an die Wünsche und Bedarfe der Duisburgerinnen und Duisburgern an. Wir haben im Rat dementsprechende Beschlüsse bereits gefällt. Dieses Jahr ist der Bezirk Mitte dran, nächstes Jahr der Bezirk Süd. In den Bezirken Meiderich/Beeck und Rheinhausen wurde der Nahverkehrsplan bereits optimiert.
Volt
Der ÖPNV lebt von einem gut ausgebauten, regelmäßigen, pünktlichen und zuverlässigen Netz. Im Moment sind jedoch in Duisburg sowohl Taktung als auch Erreichbarkeit nicht flächendeckend zufriedenstellend. Volt setzt sich daher für einen konsequenten und zukunftsorientierten Ausbau des ÖPNV ein, der mehrere Ebenen berücksichtigt:
- Multimodale Verknüpfung und Fahrradfreundlichkeit
Kurzfristig muss dort, wo eine sofortige Taktverdichtung aufgrund von Personalmangel oder fehlendem Material nicht umsetzbar ist, das Fahrrad als sinnvolle Ergänzung und Entlastung gestärkt werden. Dazu gehören: - Sichere und ausreichend dimensionierte Fahrradabstellanlagen an allen größeren Bahnhöfen und Haltestellen.
- Kostenfreie Fahrradmitnahme im ÖPNV, idealerweise VRR- und NRW-weit.
- Ausbau von Bike&Ride-Stationen und die Förderung von Lastenradverleihsystemen.
- Verbesserung des Taktes und Erreichbarkeit
Große Wohnviertel sollten mindestens im 10-Minuten-Takt erreichbar sein. Besonders wichtig ist die stärkere Vernetzung des ÖPNV-Angebots über die Stadtgrenzen hinweg, da viele Menschen täglich zwischen Duisburg und anderen Städten im Rhein-Ruhr-Gebiet pendeln. Hierfür wollen wir: - Die regionale Zusammenarbeit zwischen Duisburg, umliegenden Städten, dem VRR und dem Land NRW intensivieren.
- Ringlinien ausbauen, die äußere Stadtteile direkt miteinander verbinden, ohne Umwege über den Stadtkern.
- Sternlinien stärken, die zentrale Ballungsräume in Duisburg mit dem Stadtkern und anderen Städten verbinden.
- Infrastruktur-Ausbau und Modernisierung
Langfristig strebt Volt den Ausbau des Schienennetzes an, beispielsweise durch neue Stadtbahnlinien. Besonders sollte auf die Entwicklung von vollautomatischen Linien hingearbeitet werden, wie es bereits in Kopenhagen oder Nürnberg erfolgreich umgesetzt wurde. - Bus- und Bahnspuren zur Entkopplung vom Autoverkehr
Vermeidbare Verspätungen lassen sich durch die Entkopplung der ÖPNV-Infrastruktur vom allgemeinen Straßenverkehr reduzieren. Volt fordert daher: - Die Prüfung und Umsetzung von eigenen Bus- und Bahnspuren, insbesondere an kritischen Verkehrsachsen.
- Vorrangschaltungen für Busse und Bahnen an Ampeln weiter ausbauen
- Instandhaltung und Qualitätssicherung
Ein bestehendes Angebot kann nur dann attraktiv sein, wenn es zuverlässig ist. Die Linien 901 und U79 müssen dringend instandgesetzt und modernisiert werden, sowohl Züge als auch Schiene, um den derzeitigen Ausfällen entgegenzuwirken. Auch sollten in den einzelnen Wagen generell mehr Sondernutzungsflächen zur Verfügung stehen, damit mehr Platz für Fahrräder, Kinderwägen und Menschen mit Behinderung vorhanden ist. - Digitale Lösungen für mehr Komfort
Volt fordert den Ausbau digitaler Echtzeit-Informationen, einheitliche Ticketing-Systeme und transparente Mobilitätsdaten, um den Zugang zum ÖPNV komfortabler und attraktiver zu gestalten. Außerdem halten wir eine digitale Anzeige von verfügbaren Stellplätzen für Fahrräder, Kinderwägen oder Rollstühle, für Duisburg besonders erstrebenswert. - Sozial gerechte und transparente Preisgestaltung
Die ÖPNV-Nutzung darf keine Frage des Geldbeutels sein. Volt setzt sich für bezahlbare, perspektivisch ticketfreie Modelle im Nahverkehr ein. Kurzfristig sollte es preisgünstige Sozial- und Schülertickets sowie faire Tarife für Pendler*innen geben.
Fazit:
Duisburg muss alle Möglichkeiten nutzen, um den ÖPNV attraktiver zu machen: durch eine bessere Anbindung, verlässliche Infrastruktur, überregionale Kooperationen, die konsequente Verknüpfung mit dem Radverkehr und eine moderne, digitale Fahrgastkommunikation. Spätestens bis zur IGA 2027 sollte Duisburg in diesen Bereichen sichtbare Fortschritte vorweisen.