Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Duisburg e. V.

Radschnellweg 1 – ein Traum?

Mal eben auf einem schnellen Radweg in die Nachbarstadt radeln, zur Arbeit, zur Uni oder einfach so – das klingt traumhaft.

Auf einer Erkundungsradtour von Moers über Duisburg nach Mülheim sind am 19. November 2023 Aktive aus den beteiligten Ortsverbände des ADFC diesem Traum nach- oder besser vorausgeradelt.

„Wir wollen mit den Aktionen aus Anlass des zehnjährigen Planungs-Stillstands-Geburtstags öffentliche Aufmerksamkeit auf den RS-Ausbau-Stillstand lenken. Wir wollen die Landesregierung dazu bringen, geeignete Maßnahmen für einen schnelleren Ausbau zu ergreifen und den Baulastträgern "Beine zu machen", sagt Herbert Fürmann, Sprecher des ADFC Duisburg, beim Start der Radtour am Bahnhof Moers.

Weiterbau von Moers nach Kamp-Lintfort

Das erste Highlight gab es zu Beginn. Der Moerser ADFC-Ortsgruppensprecher Karl-Heinz Degen stellte Planungen für den Weiterbau des RS 1 von Moers nach Kamp-Lintfort vor. Zwei Trassen sind laut Machbarkeitsstudie im Gespräch, beide ca. 10 Kilometer lang. Je nach Streckenverlauf werden die Gesamtkosten zwischen 24 und 28 Millionen Euro liegen. Der Preis sei ein Schnäppchen, so Degen. Ein einziger Autobahnkilometer koste zwischen zwanzig und hundert Millionen! Der Rat der Stadt Moers, so Degen, sei wild entschlossen, diesen Radschnellweg so schnell wie möglich zu bauen.

Nach Duisburg durch Stadtstraßen und schöne Landschaft

Während der Radtour wurden die bisherigen Planungen erläutert und Alternativvorschläge „erfahren“. In Moers radelte die Gruppe über einen schmalen Radweg durch einen Grünzug entlang der Bahnlinie hinter dem Sportgelände des TV Asberg, der sich als Alternative zum Streckenverlauf Asberger Straße eignet. Im weiteren Verlauf ist der Radweg entlang der Ruhrorter- und Römerstraße viel ist zu schmal. Zudem muss eine Kreuzung passiert werden. Deshalb schlugen die ADFC-Tourenleiter Horst Rayen und Herbert Fürmann eine Rad-Brücke über die A 40 vor. Von dort würde der RS1 über die Bruchstraße und von da aus quer über einen Acker in Richtung A40-Rheinbrücke Neuenkamp verlaufen .

Alternativvorschlag: Rheindeich-Radweg Neuenkamp

Jenseits der A40-Rheinbrücke geht die bisher geplante Streckenführung durch das Straßengewirr in Neuenkamp, auf Straßen, die auch als LKW-Vorrangstraßen benötigt werden. ADFC-Tourenleiter Herbert Fürmann hat uns über eine sehr schöne Alternativroute geführt: Über den Deich entlang der Rheinwiesen Neuenkamp und entlang des Parallelhafens gibt es bereits einen gut ausgebauten Radweg, der sich leicht auf RS1-Standard erweitern ließe. Nur: die Route geht am Ende trotzdem über die LKW-Vorrangstrecke Essenberger Straße und weiter über den Verkehrsknoten am Marientor. Das ist an Werktagen wegen des starken LKW-Verkehrs keine Option für den Radverkehr. Eine Lösung könnte ein RS1-Radweg über die neu geplante LKW-Brücke von der Werthauser Straße über den Außenhafen zur A40 sein, so Fürmann.

Kein Durchkommen am Marientor

Ab der Steinschen Gasse bzw. dem Theater am Marientor ist eine Lösung für den RS 1 wieder vorstellbar, denn nach dem Wegfall der Hochstraße mit nur noch begrenzter Rest-Nutzungszeit ist hier Platz vorhanden, genauso wie im weiteren Verlauf bis zur Auffahrt auf die A 59. Allerdings ist die anschließende neue Fahrradbrücke über die A 59 viel zu schmal und viel zu winklig für den Radschnellverkehr. Hier dürfte aber vorerst keine andere Lösung realistisch sein

Vom jetzigen Flic-Flac-Circus soll es dann auf einer Bahnbrücke eine Anbindung zum Hauptbahnhof geben. Der RS soll später mal nach Süden abzweigen und auf einem Grünzug durch das Neubauprojekt Duisburger Dünen führen.

Alternative „Brücke der Solidarität“

Eine mögliche Alternative nach Moers könnte die Verbindung von der Kremer-/ Mercatorstraße durch den Grüngürtel Hochfeld zum Landesgartenschau-Gelände sein. Über die Brücke der Solidarität könnte man hier auch nach Rheinhausen kommen. Auf dem Neubau der Brücke der Solidarität (nach 2030) sollte ein breiter Rad- und Fußweg mitgedacht werden. Der Grüngürtel-Radweg soll bis 2027 fertig sein. Eine attraktive Holz-Radweg-Brücke an der Kreuzung Rudolf-Schock-Straße/Rheinhauser Straße würde dem Image der Landesgartenschau sicher guttun.

Geburtstagsständchen am Duisburger Hauptbahnhof

Am Duisburger Hauptbahnhof gab es eine Festrede zum zehnjährigen Planungs-Stillstands-Geburtstag, mit Geburtstagstorte und Ständchen. Der Duisburger ADFC-Sprecher Herbert Fürmann stellte in seiner Festrede heraus, dass der ADFC vom Land die verbindliche Festlegung von Ausbauzielen und deren zeitliche Umsetzung fordert. Der zuständige Landesbetrieb Straßen.NRW sollte mehr Personal für die Radverkehrsplanung einsetzen. Planungsprozesse müssten beschleunigt und Kommunen finanziell, personell und fachlich unterstützt werden. (Foto: Katja Heitmann)

Problempunkt Grunewaldknoten

Die Radtour führte über die Düsseldorfer Straße zum Grunewald-Knoten nähe Einmündung Kalkweg/Sternbuschweg. Wie die dortigen Bahnbrücken und der Sternbuschweg kreuzungsfrei über- oder unterquert werden sollen, bleibt nach wie vor ein Rätsel. Herbert Fürmann berichtete, dass der Sternbuschweg unter den Brücken um eine Auto-Fahrspur verengt werden sollte. Nur die beiden Bahnunterführungen östlich der Einmündung Kalkweg werden irgendwann nach 2030 mit einem breiteren Durchlass erneuert. „Bei der Querung des Sternbuschwegs soll möglichst auf eine Signalanlage verzichtet werden“ sagt die Stadt aktuell. Eine Möglichkeit wäre die Führung über eine der neuen Bahnbrücken…

 „Was hier erklärt worden ist, habe ich schon auf einer Tour vor zehn Jahren gehört“, sagt ein Teilnehmer. Es gibt tatsächlich noch keine spruchreifen Lösungen.

Der RS1 wird dann zwischen Friedhof Sternbuschweg und Bahnlinie neu gebaut. Die Stadt ist optimistisch, die notwendigen Grundstücke von der Bahn kaufen zu können. Wenn alles gut läuft, soll dieser Streckenabschnitt bis zur Gartenschau 2027 fertig sein. Damit die Straußstraße als Fahrradstraße umgebaut werden kann, gibt es dort bereits einen neuen Parkplatz für die Anwohner.

Problempunkt Koloniestraße

Entlang der Koloniestraße soll der Radschnellweg beidseits der Straße geführt werden. Für die erforderlichen Querungen in Höhe der Straußstraße und der Zufahrt ins Nachtigallental sind Ampeln erforderlich, um auf der anderen Seite auf den bereits bestehenden Radweg über die Bahn und Autobahn in den Duisburger Wald zu führen. Diese Brücken werden erst mit der Verbreiterung der Autobahn A3 auf vier Richtungsfahrbahnen erneuert und auf RS-Standard gebracht. Das dauert noch.

Gute Nachrichten: Teilstück-Fertigstellung bis 2027

Der Abschnitt durch das Nachtigallental bis zur Stadtgrenze Mülheim soll bis zur Eröffnung der Internationalen Gartenausstellung Metropole Ruhr (IGA) 2027 fertig sein, ebenso wie die innerörtliche Weiterführung bis zum IGA-Zukunftsgarten Rheinpark. Das schreibt die WAZ am 24.November. Damit käme endlich etwas Bewegung in die bisher stagnierenden Planungen.

Hier müssen wir leider die Euphorie bremsen. Hier hatte der Redakteur etwas missverstanden, denn das hat uns die Verwaltung ausdrücklich NICHT so bestätigt. Hier sprach man nur von der Stadtgrenze Mülheim bis zur A3, einer Wegebeziehung über die Dünen und den kommunalen Wegen vom Grunewald und der Mercatorstraße zum Rheinpark

Nachtigallental

Im Duisburger Wald geht die Strecke durchs Nachtigallental. Um die Querung der Bahnlinie am Rundweg (Stadtgrenze Mülheim) zu vermeiden, soll der RS1 bereits am Steinbruchweg die beiden Bahnlinien queren und südlich der Gleise weiter verlaufen, was mit den alten Brückenbauwerken dort aber nicht funktionieren kann.

Von der Stadtgrenze übernahm Axel Hercher vom Mülheimer ADFC die Erläuterungen. Blickt man weiter Richtung Mülheim , kommt Sehnsucht auf. Schon vor Jahren hätte auf dem stillgelegten Gleis ein Radschnellweg gebaut werden können, denkt man Warum dauert das so lange? Für den Teilabschnitt von der Stadtgrenze Duisburg bis MH-Heerstraße wird derzeit (November 2023) laut Information in der Mülheimer Bezirksvertretung „die Vergabe der Leistungsphasen vorbereitet. Die Vergabe des Ingenieurvertrages ist im ersten Quartal 2024 vorgesehen. Es wird angestrebt im ersten Quartal 2025 die Vorplanung abzuschließen.“ Das passt zur Planung der Stadt Duisburg, den Abschnitt entlang des Friedhofs bis zur Landesgartenschau 2027 fertigzustellen. Wir müssen uns also noch gedulden. Immerhin kann man ab hier auf einem schon ausgeschilderten Weg parallel zum künftigen RS 1 radeln.

Baubeginn 2024 in Mülheim

Eine gute Nachricht: Ab dem Bahnübergang Heerstraße soll 2024 Baubeginn sein, erklärt Axel Hercher vom ADFC Mülheim. Für die Strecke bis zur Hochschule Ruhr-West besteht bereits Baurecht, die Grünstücke gehören Straßen.NRW.

Schwieriger wird es mit dem Abschnitt Heerstraße bis zur Duisburger Grenze. Wann es zwischen den beiden niveaugleichen Bahnübergängen an der Friedhof- und Heerstraße einen Radschnellweg geben wird, steht noch in den Sternen. Hier stehen ein Stellwerk und Signalleitungen der Radtrasse im Weg. Rechtlich ist wohl auch die Querung eines RS parallel zur Bahn über eine Straße noch nicht geklärt. Hier wird trotz der weiteren Planungen auf Mülheimer Stadtgebiet auf Jahre (wenn nicht Jahrzehnte) eine Lücke im Radschnellweg bleiben, die umständlich umfahren werden muss.

„Warum geht es bei euch in Mülheim alles viel schneller als in Duisburg?“ Axel Hercher lächelt vielsagend und berichtet stolz, dass Nähe Mülheimer Hauptbahnhof im Jahresdurchschnitt täglich 2.000 Fahrräder gezählt werden, an sonnigen Tagen auch schon mal 4.000 oder mehr. Derzeit werden bereits Planungen für eine Radschnellverbindung von Mülheim nach Oberhausen diskutiert.

Dass der Radweg „Rheinische Bahn“ nach Essen bereits seit 2019 besteht, ist auch das Verdienst des Regionalverbandes Ruhr als Eigentümer. Das erklärt auch, warum die Radschnellwegvorgaben bisher nur teilweise umgesetzt worden sind. Die Fördermittel hatten andere Vorgaben. Eine Nachbesserung ist in Planung. „Wie viele ‚Baulastträger‘ sind eigentlich am RS 1 beteiligt?“, fragte am Schluss der Tour ein Teilnehmer. Die Antwort wäre abendfüllend gewesen.

Landesverkehrsminister Oliver Krischer hatte angekündigt, dass sein Ministerium alle Beteiligten an einen Tisch holen wolle. Denn unzureichende Abstimmungen und Kooperationen der verschiedenen Beteiligten innerhalb einer Stadt und zwischen den Städten sind, laut Fürmann, ein Hauptübel, warum es nicht vorangeht mit den Radschnellwegen in NRW. Dazu kommen fehlende Personalkapazitäten für die Planung. Möge Krischer Erfolg haben. Ein bisschen Druck und Unterstützung vom Land wäre sicher hilfreich.

„Werden wir das alles noch erleben?“ fragt ein älterer Teilnehmer. Die Antwort lautet sinngemäß, das hängt vom Alter des Fragenden ab. Optimismus klingt anders. Allerdings rechnet Landesverkehrsminister Oliver Krischer damit, dass an einigen Teilstücken 2024 oder 2025 mit dem Bau begonnen werden kann. Bis zur IGA 2027 sollen ja auch in Duisburg einige Teilstücke fertig werden.


https://duisburg.adfc.de/neuigkeit/radschnellweg-1-ein-traum

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