RS 1 Mülheim – Duisburg – Lange Jahre nix passiert - ADFC Duisburg

RS 1 Mülheim – Duisburg – Lange Jahre nix passiert

Die Idee ist beim „Still-Leben“ auf der A40 im Zuge der Kulturhauptstadt 2010 entstanden. Seit 2012 wird geplant und in einigen Abschnitten auch gebaut. Aber der Weiterbau nach Duisburg stagniert.

„Nordrhein-Westfalen schaut voraus: Ein Netz von Radschnellwegen verbindet – innerstädtisch Ziele, die Stadt mit dem Umland, die Zentren untereinander, Wohnung und Arbeitsstelle miteinander und vieles mehr. Die Vorteile des Radfahrens überzeugen: Es entlastet Umwelt und Straßen, kostet wenig, fördert die Gesundheit und macht auch noch Spaß! Als Pedelec ist das Rad auch für längere Strecken und viele Menschen eine echte Alternative zum Auto.“ Soweit die Vision. (Quelle: https://www.radschnellwege.nrw/)

Manchmal werden Ideen zu Visionen – Wann werden sie endlich Realität?

Wir wollen nicht ungerecht sein. Es gibt schon ein großes Stück Radschnellweg von Mülheim nach Essen, ungefähr 12 km. Weiter Richtung Bochum und Hamm finden wir auch das eine oder andere Teilstück. Insgesamt 19 km sind umgesetzt, von mehr als hundert Kilometern zwischen Hamm und Moers und weiter nach Kamp-Lintfort. Allerdings entspricht nur jeder dritte Kilometer dem definierten Standard von Radschnellwegen.

Der Weiterbau nach Duisburg stagniert. Vom Landesbetrieb Straßenbau gibt es nur vage Aussagen, „dass der Start der Bauarbeiten in naher Zukunft bekannt gegeben werden kann.“ (WAZ Mülheim, 4.09.2023) „Das Warten geht also weiter, wenngleich Straßen.NRW verspricht, intensiv daran zu arbeiten, eine Planung aufzustellen und baulich umzusetzen“, schlussfolgert die WAZ.

Von Mülheim nach Duisburg

Wie sieht es eigentlich Richtung Duisburg aus? Geplant ist die Weiterführung von der Hochschule Ruhr West in Mülheim über eine stillgelegte Bahnstrecke durch das Nachtigallental bis zur (komplizierten) Bahnüberführung Koloniestraße. Von dort soll der RS 1 am Fuß des Bahndamms über den Alten Friedhof weiter gehen und trifft dann beim Steinmetz Berns auf den viel befahrenen Sternbuschweg. Die Verkehrsführung ist auf der Straße durch die engen Brückenkonstruktionen zum Grunewald vorgesehen. Wo soll da eine neue Fahrbahn mit sechs Metern Breite entstehen? Das entspricht nicht einer sicheren, komfortablen und schnellen Wegeführung.

Ab da scheiden sich die Geister. Der ursprüngliche Plan war die Fortsetzung zum Rheinpark. Über die Hochfelder Eisenbahnbrücke wäre dann eine Weiterführung nach Rheinhausen gegeben. Diese Brücke ist für den Radverkehr viel zu schmal. Die Verbindung zum Rheinpark soll nun als innerstädtischer Radweg (ohne RS-Standard) entlang der Bahnlinie zum Bahnhof Hochfeld-Süd geführt werden. Sie soll zur Internationalen Gartenausstellung 2027 fertig sein. Ob das klappen wird?

Der Radschnellweg 1 soll nun nach den Vorstellungen der Stadt (laut WAZ 21.09.2021) durch die „Duisburger Dünen“ (ehemaliger Güterbahnhof) geführt werden und dort den nichtmotorisierten Verkehr erschließen. Eine solche Radmagistrale ist in den Planungen bereits enthalten. Allerdings: Wann werden die „Duisburger Dünen“ gebaut?

Problematisch wird auch die Weiterführung des RS 1 vom Sternbuschweg in Richtung „Duisburger Dünen“ sowie Rheinpark. Hier wird es nicht ohne einen Tunnel unter Bahn und Autobahn funktionieren. Denn ein Radschnellweg muss kreuzungsfrei vom Autoverkehr geführt werden.

Noch schwieriger wird es dann ab dem Knoten Mercatorstraße/A59. Über die Mercator-/Kremer-/Plessingstraße soll es zur Marientorstraße und über die Essenberger Straße durch das Straßengewirr in Neuenkamp zur neuen A 40-Rheinbrücke gehen, die an der nördlichen Seite einen vier Meter breiten Radweg bekommen wird – wohlgemerkt: die nördliche Brücke wird erst 2026 fertig! Von der Anschlussstelle Homberg soll es dann über Asterlagen weiter bis nach Moers und sogar bis nach Kamp-Lintfort gehen. Da gibt es noch viel Planungsbedarf.

Wie durch die Innenstadt ein Radschnellweg geführt werden kann, bleibt ein Rätsel. Ein Radschnellweg hat als Mindeststandard eine Breite von vier Metern, zusätzlich einen zwei Meter breiten Fußweg. Man könnte ihn über die Mercator-/Kremer-/Plessingstraße führen. Die Frage ist dann nur, welchen Weg die Kraftfahrzeuge zur Autobahn A 40 nehmen sollen. Eine zusätzliche kreuzungsfreie Fahrbahn für den RS 1 ist in dem Gebiet schlecht vorstellbar.

Ein Vorschlag eines Schweizer Unternehmens könnte für Duisburg interessant sein: Eine Fahrradhochstraße in Holzbauweise.  „In rund fünf Metern Höhe laufen die Fahrspuren, die mit einem rutschfesten und beheizbaren Belag ausgestattet sind. Die Geländer besitzen Photovoltaik-Module, die neben der Heizung auch die Beleuchtung speisen. […] Der patentierte Baukasten bietet verschiedene Elemente für Brücken, Kurven, Kreuzungen und Kreisverkehre an. Auf Wunsch spendet ein begrüntes Dach im Sommer Schatten.“ Quelle: https://t3n.de/news/hoch-schwebend-aus-holz-fahrradweg-stuttgart-1470505/ Zukunftsweisende Visionen in echt würden Duisburg guttun!

Durch den Rheinpark nach Rheinhausen

Der ADFC Duisburg hat im Frühjahr 2023 mit einem Schreiben an Oberbürgermeister Sören Link die geplante „abwegige“ Streckenführung über die A 40-Rheinbrücke zurückgewiesen und als Alternative die Weiterführung der Rheinpark-Trasse über die „Brücke der Solidarität“ vorgeschlagen. Auf der Rheinhauser Seite könnte die Trasse über die Rheinwiesen bis zum Businesspark Asterlagen und zur A40-Anschlusstelle Homberg geführt werden. Die Osttangente ist nicht mehr in Planung, insofern ist dort genug Platz. Und die Strecke ist auch schön. Diese Variante würde durch den Rheinpark und das Neubaugebiet Rheinort führen. Dessen Attraktivität würde durch eine schnelle Radverbindung durch die Duisburger Dünen in die Innenstadt durchaus gewinnen.

Der Ersatzneubau (2038 – 2042) der „Brücke der Solidarität“ soll laut Ratsbeschluss vom 27. April 2023 mit Schienen für eine neue Straßenbahnlinie nach Rheinhausen ausgestattet werden. Er soll auch angemessene Wege für Fußgänger und Radfahrer schaffen. Die Brücke ist gleichzeitig Teil der Logistikdiagonale zwischen der A 57 und dem Marientor (Anschluss A 40). Allerdings: Bis 2040 fließt noch viel Wasser den Rhein abwärts. Eine schon früher gebaute eigene Fahrrad- und Fußgängerbrücke zwischen Rheinhausen und Rheinpark würde viel zum Zusammenwachsen der beiden Stadtteile beitragen.

„Think Big“: Gemeinsam Lösungen im Sinne der Verkehrswende finden

Gegen die von der Stadt Duisburg favorisierte Variante des RS1-Verlaufs durch die Innenstadt sprechen vor allem die längere Fahrzeit, die unzähligen Kreuzungen mit dem Kraftfahrzeugverkehr in der Innenstadt und in Neuenkamp sowie die noch gar nicht absehbare Planungszeit. Die Neugestaltung des Marientors und eine neue Rampe über den Außenhafen (Höhe Werthauser Straße) für den Schwerlastverkehr sind noch völlig unklar. Sie sind aber Voraussetzung für die Planung des RS1 in Richtung Neuenkamp. Zudem verträgt sich die Vorrangroute für den LKW-Verkehr auf der Essenberger Straße aus Platzgründen nicht mit einem dort verlaufenden Radschnellweg. Das spricht für die Variante durch den Rheinpark und über eine neue Fahrrad-/ÖPNV-Brücke nach Rheinhausen.

Warum die Verwaltung aus förderrechtlichen Erwägungen unbedingt eine RS1-Verbindung über die neue Autobahnbrücke haben möchte, bleibt schwer nachvollziehbar. Der Radweg auf der Autobahnbrücke ist auch ohne den RS 1 für eine attraktive innerstädtische Radverbindung in die Innenstadt interessant. Er kann auf einer vorhandenen Radtrasse am Rhein entlang Richtung Rheinorange und dann zum Ruhrorter Kreisel geführt werden (Endstück des Ruhrtalradweges).

Radschnellwege sollen ein schnelles Vorankommen zwischen Städten ermöglichen. Sie ergänzen das innerstädtische Radwegenetz. Sie sind daher vor allen Dingen für ein schnelles Pendeln zwischen und in Städte geeignet. Eine Wegführung durch die Innenstadt und durch Neuenkamp mit den vielen Kreuzungen und dem Konflikt mit der LKW-Vorrangroute ist daher denkbar ungeeignet.

Bleibt die Frage: Wann wird überhaupt etwas geschehen?

Manfred Klaaßen, Christoph Eckhardt


https://duisburg.adfc.de/neuigkeit/rs-1-muelheim-duisburg-lange-jahre-nix-passiert

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

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  • Gibt es vom ADFC empfohlene Radtouren für meine Reiseplanung?

    Wir können die Frage eindeutig bejahen, wobei wir Ihnen die Auswahl dennoch nicht leicht machen: Der ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ stellt Ihnen mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland vor. Zusätzlich vergibt der ADFC Sterne für Radrouten. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne erkennen Sie auf einen Blick mit welcher Güte Sie bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen können.

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