Politisches Stadtradeln
Politisches Stadtradeln - Was wäre, wenn Politiker:innen das Stadtradeln in Duisburg ernst nehmen würden?
Im letzten Jahr waren nur acht Mandatsträger:innen des Duisburger Rates angemeldet. Oberbürgermeister Link erschien lediglich für einen Fototermin zur Abschlussfahrt. Im Herbst 2025 ist Kommunalwahl in Duisburg - höchste Zeit für die politischen Entscheidungsträger:innen, selbst Erfahrungen auf dem Rad zu sammeln.
Knapp 2000 Menschen fuhren im Jahr 2023 in 138 Teams 464.344 km Strecke beim Duisburger Stadtradeln. Das ist eine tolle Leistung und wird dieses Jahr vermutlich noch einmal gesteigert werden können - wenn wir noch mehr Menschen für das Fahrradfahren und Kilometerzählen begeistern können.
Durch Pedelecs wird Fahrradfahren im Alltag auch für Menschen möglich, die den Weg zur Arbeit oder zum Einkauf ohne elektrische Unterstützung nicht bestreiten konnten oder zu beschwerlich fanden. Umso mehr Menschen auf das Rad setzen, desto deutlicher werden die notwendigen Investitionen in eine sichere und gut vernetze Fahrradinfrastruktur in Duisburg. Denn die breite Masse hat andere Sicherheitsanforderungen als die Hardcore-Fahrradfreaks, die einer soliden Infrastruktur, nebenbei gesagt, auch nicht abgeneigt sind.
Die seit Jahren wachsende Zahl an Mitfahrenden beim Stadtradeln könnte, so sollte man meinen, auch den politischen Entscheidungsträger:innen nicht entgangen sein. 2000 Menschen sind mehr als so manche Partei in Duisburg Mitglieder zählt. Doch betrachtet man die Präsenz der Politik beim Stadtradeln, dann ist dort: Gähnende Leere. Nur acht von 85 Mandatsträger:innen des Rates waren für das letzte Stadtradeln angemeldet, obwohl sogar Mitglieder der Bezirksvertretungen dazu gerechnet wurden. Oberbürgermeister Sören Link kam zur Abschlussfahrt lediglich für einen kurzen Presseauftritt und schöne Fotos. Dort berichtete er noch eben, er sei nun auch "ein paar Mal" mit dem Rad zur Arbeit gekommen und hätte sogleich ein paar Problemstellen zur Behebung an das zuständige Amt weitergereicht. Töfte!
Ja, das ist die Malaise in Duisburg, könnte man meinen. Führen nur ein paar mehr der Mandatsträger:innen mit dem Fahrrad (oder gar Bus und Bahn) - wie schnell könnten wir doch handfeste Verbesserungen erleben! Stattdessen wird selbst von städtischen Mitarbeiter:innen hinter vorgehaltener Hand gemunkelt: Der Großteil der Mandatsträger:innen kennt die Realität von Fahrradfahren und von Bus- und Bahnfahrenden nicht, denn sie sind selbst stets mit der eigenen Karre unterwegs.
Vielleicht sind dies aber auch nur haltlose Unterstellungen. Umso schöner wäre ohnehin, wenn sie uns alle vom Gegenteil überzeugen würden. Wenn unsere Mandatsträger:innen eine Vorbildfunktion einnähmen, sich zahlreich zum Stadtradeln anmeldeten und für mehr Radfahren in Duisburg werben würden. Wenn sie bei den Touren rund ums Stadtradeln Ansprechperson wären und ein offenes Ohr für die Wünsche und Nöte von Fahrradfahrenden hätten. Wenn sich die Ratsfraktionen einen echtes Rennen liefern würden: Wer bringt die meisten Mitglieder, wer fährt die längste Strecke?
Wenn das passiert (kein Konjunktiv!), lassen wir die Kronkorken knallen und laden das Gewinnerteam auf eine ordentliche Runde Radler ein! Denn natürlich wünschen wir uns, dass die politischen Entscheidungsträger:innen in Duisburg die Realität des Fahrradverkehrs (und des ÖPNV) kennen und sich ernsthaft zu Herzen nehmen. Wir sind uns sicher und wir arbeiten daran: Die Fahrradinfrastruktur in Duisburg wird bei der kommenden Kommunalwahl eine Rolle spielen. Dabei sind wir uns sicher, dass wir 2000 Mitfahrende beim Stadtradeln auf unserer Seite haben, die gerne eine solide Fahrradinfrastruktur in Duisburg hätten.
Oberbürgermeister Sören Link plant übrigens inzwischen in diesem Jahr eine Tour mit Bürger:innen zu fahren.